Spezifisch geowissenschaftliche Aspekte

Extrem seltene Schlotte des "Wimmelburger Typus"

Im speläogenetischen Sinne repräsentiert die Barbarossahöhle einen bestimmten Typ endogener Schichtgrenzhöhlen, der in Deutschland nicht und auch darüber hinaus kaum an anderer Stelle zugänglich ist. In der mitteldeutschen Literatur sind diese Höhlen als Schlotten des Wimmelburger Typus beschrieben worden. Sie entstehen an der Grenze von Gesteinen mit voneinander abweichenden Eigenschaften (in diesem Falle zwischen Zechsteinkalk und Anhydrit) und zeigen die Tendenz zur Großraumbildung. In der Regel besitzen solche Höhlen keine natürlichen Eingänge, denn sie bilden sich endogen (vom Inneren des Gebirgskörpers aus), so dass sie nur durch künstliche Aufschlüssebekannt werden können.

Anhydrithöhle mit Gipslappenbildung

Die seltene Eigenart und besondere Eigenart der Barbarossahöhle liegt in der Art des Gesteins begründet, in dem sie sich entwickelte. Das Wasser bahnte sich einen Weg durch das Innere des Gebirges und löste dabei nicht den häufig vorkommenden Kalk, sondern den äußerst seltenen Anhydrit auf. Dem Höhlenmuttergestein nach handelt es sich bei der Barbarossahöhle um eine Anhydrithöhle, die zur Bildung von Gipslappen neigt. Von den Decken und Wänden der Höhle wächst das Gestein in bizarren Formen herab. Das Anhydritgestein saugt die hohe Luftfeuchtigkeit auf (Hydration) und wandelt sich dabei in einer dünnen, raumparallelen Schicht unter Volumenzunahme von einem Drittel in Gips um. Der vergipsende Anhydrit schalt sich in Form großer “Späne” oder gewölbter Platten von den Wandungen ab, für die sich der Name “Gipslappen” etabliert hat. Sie sind etwa 2 bis 4 cm dick und können weit über einen Quadratmeter groß werden. In Europa und auch darüber hinaus sind Anhydrithöhle mit dieser besonderen Eigenart nirgends sonst öffentlich zugänglich.

Einzigartiger geologischer Aufschluss

Bei der Barbarossahöhle handelt es sich um um den einzigen Aufschluss, in dem alle Zonen des Werra-Anhydrits sichtbar sind. Das Profil im Betriebsstollen umfasst außerdem sogar noch das Zechsteinkonglomerat und den Kupferschiefer. Im Falkenburger Stollen war der Staßfurt-Zyklus, vertreten durch den Stinkschiefer und das Staßfurt-Sulfat, aufgeschlossen. Diese Teile des Stollens wurden 1990 leider mit Spritzbeton versiegelt. Stinkschiefer und Staßfurt-Sulfat sind aber über der Höhle noch gut aufgeschlossen.

Die größte Bedeutung hat der der Werra-Anhydritaufschluss. Das Profil kann in Anhydrit-“Zonen” gegliedert werden. Gliederungsmérkmal ist die Unterscheidung von drei grundlegenden Anhydrit-Gefügetypen:

  • regelmäßig eng und fein dolomitisch gestreifter Anhydrit
  • unregelmäßig weit und grob dolomitisch gestreifter Anhydrit
  • dolomitisch gemaserter Anhydrit

Neben den grundlegenden Sedimentgefügen gibt es im Anhydrit auch einige sehr auffällige Texturen, die in anderen Sedimentgesteinen in dieser Form nicht auftreten und dem Gestein ein zum Teil exotisches Aussehen verleihen:

  • große brotlaibförmige weiße “Gipsknödel”
  • millimeter- bis zentimetergroße “Gipsperlen”
  • Schlangengips
  • Alabasteraugen
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