Königspfalz Tilleda

Pfalzen oder Königshöfe

Pfalzen oder Königshöfe waren vom 10. bis zum 12. Jahrhundert die politische und wirtschaftliche Grundlage der zentralen Königsmacht. Von hier aus vollzogen die deutschen Könige die Amtsgeschäfte ihrer Regierungstätigkeit. Die Pfalzen lagen im ganzen Reich verteilt und wurden von Zeit zu Zeit vom König und seinem Gefolge zum Wohnsitz gewählt. Waren die Vorräte verbraucht, zog der Hofstaat zur nächsten Pfalz. Diese wechselnde Anwesenheit des Königs in allen Landesteilen sicherte die in seiner Person verkörperte Zentralgewalt des Reiches und festigte die Verbindung zu den die königliche Macht stützenden Stammesherzögen. Die mit der jeweiligen Pfalz verbundenen reichseigenen oder hauseigenen königlichen Tafelgüter sorgten für den Unterhalt des königlichen Hofes. Die Landwirtschaft und Handwerk betreibenden Pfalzen waren somit auch der wirtschaftliche Träger der Reichsgewalt.
Die Pfalzen waren burgartig bewehrte Siedlungen mit Kirche, Palas, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, einem Friedhof und einer Mühle. Man kann sie als erste Anfänge von Frühstädten betrachten. Mit den Sakral- und Profanbauten entwickelte sich in dieser Zeit eine ausdrucksstarke Baukunst.
In Abwesenheit des Königs wurden die Pfalzen von einem Beauftragten und später von Ministerialen verwaltet.

Pfalz Tilleda

Am Fuße des Kyffhäusers entstand wahrscheinlich bereits in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Pfalz Tilleda. Urkundlich wird sie das erste Mal im Jahre 972 erwähnt.

Aus den Jahren 972 bis 1042 sind noch sieben von Königen in Tilleda unterschriebenen Urkunden erhalten. Belegt ist außerdem, daß Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1147 in der Pfalz weilte. In den Jahren 1147 bis 1239 wurde die Pfalz Tilleda von den Reichsministerialen von Kyffhausen betreut. Seit dem 13. Jahrhundert verlor sie jedoch ihre politische Bedeutung. Die Gebäude der Pfalz wurden aufgegeben, zerfielen und gerieten in Vergessenheit.
Erst im Jahre 1871 entdeckte der Heimatforscher Karl Meyer die Lage der Pfalz auf dem Pfingstberg wieder. Seit 1935 laufen zu Forschungszwecken Ausgrabungen, so daß die Pfalzanlage weitgehend rekonstruiert wurde.
Die Pfalz bestand aus einer kleineren Hauptburg und einer geräumigen Vorburg. Die Hauptburg diente als Sitz des Herrschers und seines engeren Gefolges, die ausgedehnte Vorburg dagegen war die Stätte für die übrige Bevölkerung. Das Innere der Hauptburg (Pfalzkirche mit königlichem Wohnteil, Festhalle und Wohngebäude) wurde im Westen von drei hintereinanderliegenden Wällen und Gräben begrenzt. Bei den Häusern der Vorburg handelte es sich um kleine Wohnhäuser und größere Werkstätten- und Speicherhäuser.

In den 80er Jahren begann man die Ausgrabungsstätte der ehemalige Pfalz als Schauanlage mit Wach- und Wohnhäuser und anderen Objekten auszubauen. Den Besuchern kann so das mittelalterliche Leben in einer Pfalz nähergebracht werden.

 

To top