Die Barbarossasage
Erfahren Sie alles über den sagenumwobenen König Barbarossa
Der alte Kaiser Friedrich I. Barbarossa ist durch einen geheimnisvollen Zauber in ein unterirdisches Schloss im Kyffhäuser versetzt worden. Dort sitzt er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein an einem großen, runden Tisch aus Marmorstein, den Kopf in die Hände gestützt. Sein roter Bart leuchtet wie Feuersglut und ist durch den Tisch hindurch bis auf die Füße, ja sogar fast um den ganzen Tisch gewachsen. Alle hundert Jahre erwacht der Kaiser aus seinem tiefen Schlaf, bewegt sein Haupt und blinzelt mit den Augen. So winkt er dem treuen Zwerg Alberich zu, bittet ihn hinaufzugehen und nachzuschauen, ob die Raben noch um den Berg fliegen und krächzen.
Ist dies der Fall, wird der Kaiser traurig und murmelt in seinen Bart, dass er noch hundert Jahre würde warten müssen, um zur Welt zurückzukehren, um Frieden und Einheit zu stiften. So schließt er seufzend die Augen und schläft abermals hundert Jahre. Erst wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist, wird das Warten ein Ende haben, wird sich ein stolzer Adler in die Lüfte emporschwingen und die Raben vertreiben. Dann erwacht der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen, steigt zur Welt in seine Pfalz hinauf und wird allenthalben Ordnung schaffen.
Vor 100 Jahren charakterisierten die Geschichtsschreiber Barbarossa wie folgt: Er war ein Mann von mittlerer Größe und wohlgebaut, mit blondem Haar, weißer Haut und rotem Bart. Er war ein edler, tapferer, freigiebiger, im Glück und Unglück gleich standhafter Fürst, fest auf dem verharrend, was er für sein Recht und seine Pflicht hielt. Friedrich besaß ein bewundernswertes Gedächtnis und für seine Zeit ungewöhnliche Kenntnisse.
Und so beschrieb Acerbus Morena (gest. 1167) über Friedrich I.:
„Der Kaiser war von edelster Herkunft. Er besaß mittlere Körpergröße, war von schöner Gestalt und besaß ebenmäßige und gut proportionierte Gliedmaßen; sein hellhäutiges Gesicht schien wie von rötlicher Farbe übergossen. Sein Gesichtsausdruck war heiter, als ob er stets lächeln wollte; er hatte weiße Zähne, sehr schöne Hände, einen feinen Mund. Er war außerordentlich streitbar, von lange anhaltendem Zorn, kühn und unerschrocken, rasch und redegewandt, freigebig, jedoch nicht verschwenderisch, behutsam und vorausschauend im Rat, schnellen Geistes, überströmend an Weisheit.
Den Freunden und Gutgesinnten gegenüber war er liebreich und gnädig, zu den Feinden aber schrecklich und unerbittlich, ein Hüter der Gerechtigkeit und Liebhaber der Gesetze, gottesfürchtig und mildtätig, vom Glück überaus begünstigt und fast von allen geliebt, so dass die Natur nur darin irrte, dass sie ihn als Sterblichen erschuf, ihn, dem seit langem kein Kaiser gleichgekommen war.“