Entdeckung/Erschließung

Entdeckung und Erschließung der Barbarossahöhle

Die Barbarossahöhle wurde rein zufällig im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Kupferschieferbergbaus entdeckt.

Im Mansfelder Raum und im Südharz baute man seit 900 Jahren eine schwarze, etwa 50 cm starke Gesteinsschicht ab, das Kupferschieferflöz. Auch im Kyffhäusergebiet wurde seit dem Mittelalter Kupferschieferbergbau betrieben. Er wurde jedoch nie besonders fündig oder gar gewinnbringend betrieben. Am 31. August 1860 hatte der Unternehmer WILHELM VON BORN aus Dortmund begonnen, nahe Rottleben, unterhalb der Ruine der Falkenburg und direkt an der alten Salzstraße von Steinthaleben nach Bad Frankenhausen, einen Stollen vortreiben zu lassen. Die Arbeiten standen unter der Leitung von Grubeninspektor Carl KLETT aus Frankenhausen und Schichtmeister FRIEDRICH LEONHARDT aus Udersleben. Gemeinsam mit dem Steiger HEINRICH RÖDIGER aus Könitz (bei Saalfeld) waren drei Bergleute aus Steinthaleben unter Tage beschäftigt, die vorher auf dem Braunkohleschacht bei Bendeleben gearbeitet hatten: CHRISTIAN NACHTWEIDE, AUGUST SCHUMANN und HEINRICH VOLLRODT.

Meter für Meter drangen die Bergleute immer weiter in den Berg vor. Und dann: Nach einer Strecke von 178 m tat sich vor ihnen plötzlich der Berg auf – sie stießen auf natürliche Hohlräume von beeindruckender Größe und Schönheit. In einem Schreiben vom 22. Dezember 1865 an das Hochfürstliche Bergamt zu Könitz berichten Grubeninspektor KLETT und Schichtmeister LEONHARDT, dass „am 20. des Monats [Dezember] ein großer hohler Raum – eine Schlotte – angefahren“ worden sei. Es war ein wahres Weihnachtswunder!

Dann geschah etwas für die damalige Zeit außerordentlich Bemerkenswertes, was es in dieser Form zuvor noch nicht gegeben hat: in äußerst kurzer Zeit wurde aus einem aktiven Bergwerk, welches eigentlich noch gar nicht so richtig in Gang gekommen war, eine Schauhöhle! Die Schlotte wurde nicht wie üblich mit taubem Gestein versetzt und ist somit der Nachwelt zugänglich geblieben. Zu verdanken ist das der großartigen Weitsicht des Fürstlich Schwarzburgischen Bergrates FRIEDRICH HERTHUM, aber auch der seines Vorgesetzten Bergmeister CARL FRANCK. Sie hatten sofort nach der Entdeckung von Amtswegen erwirkt, die Höhle aufgrund ihrer seltenen Eigenart und Schönheit dauerhaft für die Nachwelt zu erhalten.

Die Interessen des Bergbaus wurden zu Gunsten der Erschließung der Präsentation eines Naturphänomens zurückgestellt. Bergrat HERTHUM regte noch 1866 erste wissenschaftliche Vermessungen und Untersuchungen an und veröffentlichte 1868 in Leipzig ein erstes Buch über die Barbarossahöhle.

Bereits am 7. Januar 1866 besichtigten Mitglieder eines Frankenhäuser Arbeitervereins als allererste Besucher die Barbarossahöhle.  Am 31. Januar 1866 erließ das Fürstlich Schwarzburgische Bergamt zu Könitz eine Verordnung, die das Betreten und damit einen regulären Betrieb als Schauhöhle regelte. Der Eintritt wurde auf 5 Silbergroschen pro Person festgesetzt. Dafür erhielt man damals 15 Eier oder ein Stück Butter.

Ausschlaggebend für den Namen der Höhle war die Sage vom wiederkehrenden Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa, die seit dem 14. Jahrhundert auf den Kyffhäuserberg bezogen ist. Demnach ist Barbarossa in einem unterirdischen Schloss im Kyffhäuser verzaubert. Dort sitzt er an einem Tisch von Marmorstein, durch den im Laufe der Jahrhunderte sein roter Bart gewachsen sein soll. Und wenn keine Raben mehr um den Berg kreisen, steigt Barbarossa aus der Höhle und wird der Erde für immer Frieden und Eintracht bringen… Um der Sage gerecht zu werden, errichtete man aus prächtigen Gesteinsblöcken der Höhle im „Tanzsaal“ „Tisch und Stuhl des Barbarossa.
Der Name ist keineswegs erst, wie oft angenommen, im Zusammenhang mit dem Bau bzw. der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals eingeführt worden. Er war für die mit dem Falkenburger Stollen entdeckte Schlotte schon seit 1866 in Gebrauch und wurde ab 1868 in der Literatur verwendet. Das geht vermutlich auch auf eine Idee von FRIEDRICH HERTHUM zurück.

1891 ging die Barbarossahöhle nach einem langwierigen Rechtsstreit in den Besitz der FAMILIE VON RÜXLEBEN über, die das Gut in Rottleben besaß und eben auch den Grund und Boden über der Höhle. Freiherr WALTER VON RÜXLEBEN investierte in die touristische Infrastruktur. Seit dem 18. April 1895 erstrahlt die Höhle im Glanz einer elektrischen Beleuchtungsanlage und am 27. Juni 1898 wurde der neue, 160 m lange Eingangsstollen seiner Bestimmung übergeben. Im Jahre 1913 begann Dr. ALFRED BERG, der damalige Direktor des Frankenhäuser Heimatmuseums, die Höhle zu erforschen. Dabei entdeckte er neue Räume, z.B. die Fortsetzung vom „Grottensee“ zum „Dom“. Seine Arbeiten bildeten die Grundlage für den Bau des kleinen Ausgangsstollens im Jahre 1926. Seitdem können die Besucher in einer Richtung durch die Höhle geführt werden.

Am 7. April 1935 fanden Nordhäuser Forscher unter Leitung von Dr. FRIEDRICH STOLBERG den Durchbruch zu den „Karfreitagshallen“, die nicht touristisch erschlossen sind.

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